Bei der Modernisierung von SAP-Landschaften stellt sich automatisch die Frage nach dem Betriebsmodell. Wer für den Betrieb verantwortlich ist, muss sich unter anderem um Wirtschaftlichkeit und um reibungslose Betriebsprozesse, gegebenenfalls auch um die Automatisierung kümmern.
Wir wollten von Bernd Engist , CTO vom Softwarehersteller Syslink Xandria, wissen, mit welchen Fragestellungen sich Managed Service Betreiber und SAP-Unternehmenskunden rund um SAP, Iaas und Multi-Cloud Umgebungen beschäftigen.
Herr Engist, was sind die Hauptargumente für eine IaaS-Entscheidung?
Für den Einsatz von Iaas mit SAP sprechen drei entscheidende Vorteile:
Time to value: Man kann schnell und bedarfsgerecht Infrastruktur nutzen, wenn man sie braucht — ohne langwierige Beschaffungsprozesse, ohne Aufbau- und ohne Einrichtungsarbeiten.
Kostenoptimierung: Man kann Infrastruktur sehr leicht skalieren und bezahlt nur, was man tatsächlich benötigt. Einmalige Infrastrukturinvestitionen entfallen ganz.
Nehmen wir folgendes Praxisbeispiel: Ein Kollege eines Managed Service Provider Partners, der sich intensiv mit S/4HANA Migrationen beschäftigt, berichtete mir erst kürzlich, dass fast 95 Prozent aller Sizings falsch seien. Und zwar unabhängig davon, ob ein Greenfield- oder Brownfield Ansatz gewählt wird und auch unabhängig davon, ob das Sizing von einem Hardwarehersteller, einem Cloud Provider oder SAP selbst kommt.
Das bedeutet: Sie müssen es in der Praxis testen und falls Sie beim Test feststellen, dass die gewählte VM zu groß oder zu klein ist, ändern Sie die VM oder schmeißen Sie sie einfach weg und deployen eine neue VM inklusive S/4HANA-Installation. Das Deployment einer neuen VM liegt im Minutenbereich, inklusive S/4HANA im Stundenbereich.
Sicherheit: Die Absicherung der Infrastruktur ist eine wichtige aber schwierige Aufgabe. Hier können professionelle IaaS-Anbieter oft höhere und standardisierte Sicherheitslevel anbieten, als das interne Abteilungen könnten.
Welche Herausforderungen gibt es dann?
Insbesondere bei der Bezahlung nach Nutzung muss man höllisch aufpassen. Läuft beispielsweise ein SAP-Entwicklungssystem im Leerlauf weiter, weil man es aktuell nicht benötigt, muss man es trotzdem bezahlen. Um die Anpassung der benötigten Leistung muss man sich selbst kümmern, das machen Anwendungen nicht von alleine.
Sie können Kosten sparen, aber nur wenn Sie sich dessen bewusst sind.
Ferner braucht man SAP-Applikationswissen, um SAP-Systeme beispielsweise für Wartungsfenster zum richtigen Zeitpunkt sicher und geordnet herunter zu fahren.
Beim sogenannten Scale Out, also der horizontalen Erweiterung, muss man darauf achten, ob erhöhte Infrastrukturleistung auch in der Anwendung den gewünschten Leistungszuwachs bringt.
Wie sieht es mit der Skalierbarkeit und Elastizität aus?
Nur weil man SAP in der Cloud nutzt, heißt das nicht automatisch, dass man auch hohe Skalierbarkeit hat.
Aber mit der Skalierbarkeit wird es immer besser und die Möglichkeiten immer umfassender. AWS und Microsoft Azure haben erst kürzlich zertifizierten Support für sehr große HANA-Deployments angekündigt. Bei AWS werden aktuell 12 TB in einer VM unterstützt — 18 TB und 24 TB sind bereits angekündigt. Mittels Scale Out erreichen Sie 48 TB. Bei Azure sieht es ähnlich aus.
Die Elastizität ist ebenfalls gut: Beim Scale-up, also der vertikalen Erweiterung, ist ein Neustart notwendig, der Scale-out geht sogar im laufenden Betrieb.
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